“Als ich so alt war wie du, war ich auch extrem kreativ, aber das geht mit dem Alter verloren.”

Dieser Satz wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben. Doch beginnen wir am Anfang.

FITCE Young Engineer

Wir schreiben das Jahr 2007. Ich bin in Gaming, Österreich, und habe gerade den FITCE Young Engineer Award gewonnen für ein Projekt, das Location-Based Services, Social Media, Werbung und allerlei mobile Features kombiniert. FITCE steht dabei für Federation of Telecommunications Engineers of the European Community und ist ein Verband, in dem auch einige der größten Mobilfunkbetreiber Europas vertreten sind. Die damalige Rückmeldung aus dem Publikum kann in folgendem Satz zusammengefasst werden: “Sehr spannendes Konzept, aber es gibt keine Endgeräte, die ein solches System unterstützen können, und auch keine passenden Mobilfunkverträge.” Für den Sieg hat es gereicht, aber dennoch blieb ein bitterer Nachgeschmack, dass man sich nicht ernsthaft auf diese Vision einlassen wollte. Ich erinnere noch einmal daran: wir schreiben das Jahr 2007 – ein halbes Jahr später kam das iPhone auf den Markt und änderte alles (mehr zum Thema Innovation jedoch ein andermal). Aber zurück zur eigentlichen Geschichte…

Die Kreativität und das Alter

Bei der Abendveranstaltung kam ich mit einem Vertreter eines größeren Mobilfunkbetreibers ins Gespräch, der mehr über die Idee wissen wollte. Während einer Diskussion über kreative Ideen und zukünftige Entwicklungen ist es dann passiert, und der folgende Satz fiel: “Als ich so alt war wie du, war ich auch extrem kreativ, aber das geht mit dem Alter verloren”, und er zeigte mir einige Fotografien, die er vor Jahren gemacht hatte. Es waren unfassbar gute Studiofotografien, die er mir da zeigte, und ich konnte es einfach nicht glauben, dass er nicht mehr daraus gemacht hatte, besonders da es ihm Spaß zu machen schien. Schon damals konnte ich seiner Schlussfolgerung bezüglich des Alters und der Kreativität nicht zustimmen, behielt jedoch meine Meinung für mich. Ich war damals 24, er Mitte 30. Dieser Satz verfolgt mich bis heute.

Die Gegenwart

Heute, 17 Jahre später, bin ich über 40 (somit älter als mein damaliger Gesprächspartner) und fühle mich kreativer denn je. Allein im letzten Jahr hat unsere Künstlergruppe “The Pannonians” unzählige Projekte umgesetzt, viele neue Bereiche erlernt und einiges an Staub aufgewirbelt. Persönlich habe ich mein Wissen in der Programmierung (Python, Automatisierung, React, Next.js, Java, generativer Code, Blockchain/NFT/Solidity) erheblich erweitert. Aber auch in der Verwendung/Entwicklung von KI-Tools, in Photoshop, beim 3D-Modelling, der Spieleentwicklung und beim Arbeiten mit physischen Materialien habe ich große Fortschritte gemacht. Übrigens, die Dailys (https://www.dailys-nft.com) sind mein erstes größeres Projekt in Python. Ein NFC-Signatur-Projekt sowie ein on-location Print/NFT-Projekt folgen.

Kreativität ist ein Skill

Nein, ich kann dem ursprünglichen Statement noch immer nicht zustimmen – Kreativität ist nicht altersabhängig. Nichts geht verloren, nur weil man ein paar Jahre älter ist. Und warum? Weil Kreativität ein Skill ist. Es ist eine Fähigkeit, die ständig gepflegt werden muss. Kreativität zu erhalten, erfordert ständige Praxis und Offenheit für neue Erfahrungen. Wenn man nicht ständig mit einem Musikinstrument übt, wird man auch irgendwann schlechter. Vom fantasievollen Spiel von Kindern bis zur weisheitsgeleiteten Kreativität der Senioren bietet jede Lebensphase eigene Möglichkeiten für kreativen Ausdruck. Mit zunehmendem Alter werden unsere Erfahrungen und das angesammelte Wissen zu reichhaltigen Ressourcen für Kreativität – vorausgesetzt, man lässt es zu. Lebenslanges Lernen ist entscheidend, um den kreativen Muskel aktiv zu halten. Indem wir uns kontinuierlich herausfordern, können wir sicherstellen, dass unser kreatives Potenzial auch nicht mit dem Alter verschwindet.